Gedichte 17


Ich wachse und reife in meinem Glauben 


Ich wachse und reife in meinem Glauben.
Ich habe die Kinderschuhe zurückgelassen,
die Vorsichtigkeit, mit der ich meinte,
Gott gütig stimmen zu müssen.
 
Ich halte mich nicht mehr
an starre Regeln,
die andere aufgestellt haben.

Ich glaube nicht mehr aus Angst.
Ich gestalte meinen Glauben so,
wie er mir entspricht,
nicht so, wie andere ihn haben wollen.

Ich verlasse den ganzen Bereich des Müssens
und betrete die Welt des Könnens
und Wählens.

Gott ist nicht mehr die Donnerstimme,
in der ich mich nur klein und kauernd
geborgen fühlte.

Ich lebe von der Einladung
dieser bunten Wirklichkeit Gottes.

Ulrich Schaffer







ERSTE LIEBE


In all meinen Gedanken
bin ich, Herr, bei dir
und war noch nie so sehr
bei mir selbst.

Ich habe mein Herz
an dich verloren
und mich selbst
dabei gefunden.

Ich bin ganz und gar
an dich gebunden
und genieße diese
grenzenlose Freiheit.

Alles hast du bei mir
in Bewegung gebracht,
so dass ich endlich
zur Ruhe gekommen bin.

Wie kann ich so geborgen
und aufgehoben sein,
wo ich mich doch so
vorbehaltlos ausgeliefert
und geöffnet habe?

Warum werde ich immer reicher,
je mehr ich dir von mir schenke,
und bin bei all meinem Geben
immer selbst der Beschenkte?

Ich wende mich dir zu
und werde dabei auf
andere Menschen aufmerksam;
für dich will ich leben
und erfahre, wie mein Leben
gerade darin für andere
wertvoll wird.

Je mehr ich dich verstehe,
desto weniger meine ich,
dich schon zu kennen;
und je mehr ich
von dir erfahre,
desto gespannter
bin ich auf dich.

Je vertrauter du mir wirst,
desto größeren Respekt
empfinde ich vor dir;
und bei allem Enträtseln
wirst du mir immer mehr
zum Geheimnis.

Ich glaube, Herr, dass ich
in dieser Zeit der
schönsten Widersprüche
zuletzt erfahre,
was die ›erste Liebe‹ ist.


Hans-Joachim Eckstein
aus: Du liebst mich - also bin ich






Frei!


Wenn ich nicht mehr
unter dem Gesetz bin,
sondern unter der Gnade,
kann ich endlich
tun und lassen –
was Christus will!

Hans-Joachim Eckstein

 




Als es dich traf


Als es dich traf,
erkanntest du die Bedeutung.
Sie erfüllte dein ganzes Leben,
und von einer Stunde zur andern
wurde das Universum deines Herzens
so gross wie es schon immer war.

Dein Mund begann eine neue Sprache zu lernen,
dein Schritt federte wieder,
und was du hörtest,
wurde in tausend Sprachen gesprochen.

Das kurze Leben neigte sich dir zu
und auf deinem Balkon begannen die Rosen zu blühen.
Was du dir immer gewünscht hattest,
wünschte jetzt dich.

Ulrich Schaffer