Ein Grashalm


Ich habe die Menschen der Wissenschaft und Technik gebeten, mir einen Grashalm zu machen.
Und sie machten einen Grashalm.
Er sah so aus wie ein echter Grashalm, so grün, so dünn und so biegsam.
Als ich ihn näher anschaute, sah ich, dass er tot war.
Er konnte nicht atmen.
Er konnte nicht wachsen.
Er konnte nicht leben und nicht sterben.
Eigentlich hatte er nichts von einem echten Grashalm, nur den Namen.
Keine Kuh und nicht einmal eine Ziege konnte ihn fressen und Milch daraus machen.
Ich hörte, wie alle Grashalme der Welt über den Grashalm der Menschen lachten:
Die grossen Menschen können mit ihrer ganzen Wissenschaft und Technik nicht einmal
einen kleinen Grashalm machen.

Phil Bosmans


                                                              

Predigt eines Esels


Ihr habt recht. Ich bin nur ein Esel.
Einer meiner Vorfahren hat den Messias getragen.
Anfangs hat er das nicht begriffen, damals, als die beiden Jünger kamen und sagten,
sie bräuchten ein Reittier.

"Warum ausgerechnet ich?" fragte der Esel."
Auf mir ist noch niemand geritten. ...
War es nicht ein Esel gewesen, der Maria mit ihrem Kind nach Ägypten gebracht hatte?
Hatte nicht der Esel des Bileam den Engel gesehen, der sich dem Propheten in den Weg stellte?

Manchmal sieht ein Esel weiter als ein Mensch.
Wir Esel hätten allen Grund, uns Höcker wachsen zu lassen wie die Kamele
oder den Kopf herrisch zurückzuwerfen wie die Pferde.

Aber Gott hat uns mit den Tugenden des Messias beschenkt, mit Demut und Sanftmut.
Darum dienen wir am liebsten den Armen.
Oft sind wir ihr einziger Besitz.

Zugegeben: Meistens denken auch wir Esel nur an das tägliche Fressen.
Manchmal bleiben wir stehen.
Ihr sagt dann, wir seien störrisch.

In Wirklichkeit aber werden wir uns bewusst, wie wunderbar die Pläne Gottes sind.
Und für die kann er sogar einen Esel gebrauchen .... .

Josef Ernst





Kennen Sie die Geschichte von der

Feldmaus Frederick?


In dieser Geschichte geht es um eine Mäusefamilie, die sich eifrig mit Körnern,
Beeren und Nüssen eindeckt, um sich auf den herannahenden Winter vorzubereiten.
Alle, bis auf Frederick.
Dieser sitzt nur da und sammelt Sonnenwärme, sammelt Farben, sammelt Wörter.
Sagt er.

Natürlich sind die anderen Mäuse nicht begeistert.
Sie arbeiten hart, warum darf er also faulenzen?
Trotzdem lassen sie ihn gewähren und fahren fleißig fort,
gemeinsam einen großen Vorrat anzulegen.

Als der Winter kommt, ziehen sich die Mäuse in ihr Versteck
zwischen den Steinen zurück und erleben zuerst eine glückliche Zeit.
Denn schließlich haben sie immer volle Bäuche, haben viele Ideen,
über die sie sich austauschen können, und sie haben einander.
Irgendwann wird das Futter weniger, die Gedanken werden trüber,
die Erinnerungen an die warmen Tage schwächer.
Auf diesen Moment hat Frederick nur gewartet.

„Macht die Augen zu!“, fordert er seine Mäusegeschwister auf.
Dann erzählt er ihnen von goldenen Sonnenstrahlen,
von roten Mohn- und blauen Kornblumen,
von den grünen Blättern der Bäume und Büsche.
Und er dichtet sogar, reiht schöne Wörter wie die Perlen einer Kette aneinander.

Die Mäuse freuen sich, es herrscht wieder Lachen zwischen den Steinen.
Das bringt die Mäusefamilie heil durch den Winter und
lässt sie trotz der langen Dunkelheit nicht den Mut verlieren.

So kurz vor dem Erntedankfest denke ich oft an diese Geschichte.
Genauso wie die Mäuse sammeln wir Menschen vor dem Einbruch der Kälte
die Früchte des Sommers und ernten,
was Gott auf den Feldern und in unseren Gärten hat reifen lassen.
Wir danken Gott und vertrauen darauf,
dass wir auch im Winter unser tägliches Brot bekommen.

Aber die Geschichte von Frederick macht auch einmal mehr bewusst,
dass der Mensch bekanntlich nicht vom Brot allein lebt,
„sondern von einem jeden Wort, das aus dem Mund Gottes geht“ (Matthäus 4,4).
Jeden Tag kaufen wir ein, wir kochen, wir bereiten zu und wir essen mehrmals.
Aber was tun wir, um unsere Seele zu füttern?
Frederick erinnert uns daran, wie wichtig es ist, nicht nur körperlich für uns zu sorgen.

Ich persönlich bin fast täglich auf der Suche nach den Sonnenstrahlen,
Farben und Wörtern, die meine Seele satt machen.
Manchen Hunger konnte schon Gottes Wort stillen.
Wie ist es bei Ihnen?
Kann ich Sie auch für eine kleine Bibelmahlzeit begeistern?

Rebecca Nicklaus,
https://www.bibeltv.de/home/